Schwanger werden, schwanger bleiben: Tipps zur Steigerung der Fertilität und Minderung von Risiken
Ich hätte niemals gedacht, dass ich diesen Artikel schreiben werde. Denn ich bin kein Fan von „Du musst XY essen, XY vermeiden, auf XY achten“, um schwanger zu werden und zu bleiben. Stattdessen lasse ich den Dingen in Sachen Schwangerschaft lieber ihren Lauf (obwohl ich meine beiden schon bewusst geplant habe) und vertraue auf mich und meinen Körper. Dennoch kommt nun dieser Artikel, weil ich weiß, dass es eben nicht bei allen Paaren auf Anhieb mit der Erfüllung ihres Kinderwunsches klappt und viele wissen möchten, was sie unterstützend tun können, um schwanger zu werden und zu bleiben.
Und ich bin echt überrascht, wie viel das ist! Klar, ausgewogene Ernährung und Sport gehören zu einem gesunden Lebensstil dazu und sind sicher förderlich für den Kinderwunsch, soviel ist mir und den meisten bewusst. Dass es aber noch so viele weitere Faktoren gibt, die eine erfolgreiche Schwangerschaft beeinflussen, wusste ich schlicht und einfach nicht.
Schwanger werden, schwanger bleiben: Faktor Alter
Hinzu kommen äußere Umstände, für die man bzw. Frau einfach nichts kann: das Alter zum Beispiel. Wusstet Ihr, dass die Wahrscheinlichkeit innerhalb eines Jahres schwanger zu werden bei 20- bis 24-jährigen Frauen noch satte 86 Prozent beträgt, bei den 30- bis 39-Jährigen aber schon fast auf die Hälfte sinkt? Auch bei Männern reduziert sich die Fruchtbarkeit mit zunehmendem Alter. Diese und die folgenden Infos habe ich aus dem Buch planBaby: Wenn Paare Eltern werden wollen – gesund zum Wunschkind, zu dem ich später noch etwas schreiben werde.
Ebenfalls nicht bewusst war mir, dass trotz ausgezeichneter medizinischer Versorgung die Zahl der Frühgeburten in Deutschland seit 1990 steigt und die Zahl der Babys, die mit Fehlbildungen auf die Welt kommen, unverändert hoch ist. Aber keine Panik: Die allermeisten, nämlich 75 bis 80 Prozent der Schwangeren, gebären nach 10 Monaten ein gesundes Kind.
Schwanger werden, schwanger bleiben: Faktor Fertilitätsstörungen
Fakt aber ist: Auch Unfruchtbarkeit und Fertilitätsstörungen nehmen sowohl bei Frauen als auch Männern zu. Die Ursachen bei Frauen sind zum Beispiel Zyklusstörungen wie PCO, (vaginale) Infektionen, Endometriose oder Schilddrüsenfunktionsstörungen. Bei Männern ist häufig die Spermienreifung gestört, die Spermienqualität unzureichend oder aber die Samenleiter sind blockiert. Hinzu kommen Errektionsstörungen als eine der häufigsten Ursachen.
Die Fruchtbarkeit bei Frauen und Männern wird darüber hinaus durch folgende Faktoren verringert:
- ein zu hoher oder niedriger Body-Mass-Index (BMI)
- Essstörungen
- Unterversorgung mit bestimmten Mikronährstoffen
- fettarme Diäten
- viel Kaffee oder Tee
- rauchen
- Drogen
- zu viel Alkohol
- zu viel Stress
- Leistungs- oder Hochleistungssport
Die Fertilität ist vor allem bei Frauen, die viel rauchen und Kaffee trinken, deutlich eingeschränkt: Nikotin bewirkt eine um 60 Prozent erhöhte Wahrscheinlichkeit von Fertilitätsstörungen und sollte daher komplett gemieden werden! Gleiches gilt auch für Männer, da die Dichte und Beweglichkeit der Spermien durch Nikotin deutlich reduziert wird. Bei Kaffee gilt für Frauen eine Obergrenze von vier Tassen bzw. drei Bechern pro Tag. Dabei sollten auch andere Getränke, die Koffein enthalten, mitgezählt werden.
Dass Alkohol während der Schwangerschaft tabu ist, ist sicherlich den meisten klar. Aber auch schon vorher sollten Frauen weniger Alkohol trinken oder sogar komplett darauf verzichten, denn wenn Frauen regelmäßig und viel trinken (acht oder mehr Gläser Alkohol pro Woche) verringert sich ihre Chance schwanger zu werden um satte 70 Prozent gegenüber Frauen, die keinen Alkohol trinken. Bei Männern führt hoher und regelmäßiger Alkholkonsum zur Verringerung der Spermienzahl und des Spermavolumens – ihre Fruchtbarkeit ist um 30 Prozent gesenkt gegenüber Männern, die nicht trinken.
Nicht viel möchte ich zum BMI schreiben, weil ich diesen ein wenig diskriminierend und auch irreführend finde, nur so viel: Aus medizinischer Sicht sollte der BMI zwischen 20 und 25 liegen.
Nicht beeinflussbar sind chronische Krankheiten wie Diabetes oder Rheuma, die ebenfalls die Fruchtbarkeit verringern bzw. sind eventuell die nötigen Medikamente dafür verantwortlich. Auch wer beruflich bestmmten Chemikalien oder einer Strahlenbelastung ausgesetzt ist, wird dies nur bedingt beeinflussen können.
Schwanger werden, schwanger bleiben: Faktor Pille
Die Pille ist ebenfalls ein Faktor wenn es um Fruchtbarkeit geht. Denn nach Absetzen kommt es bei vielen Frauen zunächst zu sehr unregelmäßigen Zyklen, die eine Schwangerschaft erschweren. Hier kommt ein bisschen Trost: Nach 12 Monaten haben 75 Prozent der Frauen, die abgesetzt haben, wieder regelmäßige Zyklen mit Eisprüngen.
Schwanger werden, schwanger bleiben: Faktor Fehlgeburten
Viele Frauen sind von Fehlgeburten betroffen, die medizinischen Gründe sind bis heute nicht vollständig geklärt. Dennoch konnte unter anderem Untergewicht als Risikofaktor ermittelt werden. Die folgenden Faktoren verringern das Risiko einer Fehlgeburt hingegen deutlich:
- täglicher Verzehr von Obst und Gemüse
- Einnahme von Vitaminen und Mineralstoffen (vor allem Eisen und Folsäure)
- täglicher Verzehr von zwei bis drei Stückchen Schokolade
Letzteres habe ich mir übrigens nicht ausgedacht!
Schwanger werden, schwanger bleiben: Faktor Frühgeburten
Ein Baby gilt als zu früh geboren, wenn es vor der 38. Schwangerschaftswoche auf die Welt kommt. Das Basisrisiko für eine Frühgeburt, dem jede Erstgebärende ausgesetzt ist, beträgt 7,5 Prozent. Altersbedingt erhöht es sich auf 9,4 Prozent (ab 35 Jahren), also auf einen recht hohen Prozentsatz. Doch nun kommts: Rauchen erhöht das Risiko einer Frühgeburt auf satte 21 Prozent! Dabei wird von 10 Zigaretten oder mehr pro Tag ausgegangen. Hier daher noch mal die Empfehlung, auf Nikotin schon vor der Schwangerschaft zu verzichten.
Weitere Faktoren haben ebenfalls Einfluss auf Frühgeburten:
- Stress
- übermäßiger Sport
- schlechte Ernährung
- Infektionen
- mangelnde Mundhygiene
Beim letzten Punkt spielen vor allem Paradontitisinfektionen und Amalgamfüllungen eine große Rolle. Daher sollten Frauen mit Kinderwunsch regelmäßig zur zahnärztlichen Kontrolle gehen. Da Paradontitis ansteckend ist, sollten auch Männer regelmäßig zum Check-Up gehen.
Schwanger werden, schwanger bleiben: Faktor Mikronährstoffe
Das Risiko von Fehl- und Frühgeburten sowie von einigen Fehlbildungen kann deutlich vermindert werden, wenn Frauen schon vor der Schwangerschaft die richtigen Voraussetzungen schaffen. Vor allem die Zufuhr von Mikronährstoffen ist wichtig: Jod, Folsäure und Eisen sollten schon ein paar Monate vor dem Kinderwunsch auf dem Menüplan stehen bzw. „künstlich“ zugeführt werden. Gerade Folsäure ist wichtig, denn sie mindert das Risiko eines offenen Rückens beim Kind um bis zu 70 Prozent! Auch hier sind übrigens die Männer angesprochen, die genau wie Frauen mit Kinderwunsch täglich Folsäure einnehmen sollten. Frauen wird die Einnahme von Folsäure darüber hinaus in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten empfohlen.
Insgesamt sollte die Ernährung von Mann und Frau ausgewogen, abwechslungsreich und vielseitig sein. Welche Lebensmittel besonders gut vor und in der Schwangerschaft geeignet sind, steht ganz ausführlich im Buch planBaby sowie auch die empfohlenen Tagesdosierungen aller empfohlenen Mikronährstoffe vor und in der Schwangerschaft.
Schwanger werden, schwanger bleiben: Buchtipp
Das Buch hat mir übrigens sehr gut gefallen! Es ist wahnsinnig detailliert und untermauert alle Empfehlungen mit wissenschaftlichen Studien. Auf alle hier genannten sowie weitere Faktoren (Medikamente, Impfungen, Chemikalien, Sport, Infektions-, chronische- und Erbkrankheiten etc.) wird noch viel näher eingegangen und es gibt konkrete Handlungsvorschläge – das empfinde ich für Paare mit Kinderwunsch als sehr, sehr hilfreich. Gleichzeitig kann es auch überfordern, denn die Checkliste, was zu tun ist, scheint endlos.
Darüber hinaus wird ein bisschen zu oft Werbung für das Ausfüllen eines Fragebogens gemacht, den planBaby für Paare auswertet. Dabei will ich den Fragebogen an sich gar nicht anzweifeln, im Gegenteil: auch er erscheint mir sinnvoll. Nur müsste dies nicht 100 mal erwähnt werden. Aber alles in einem: eine Leseempfehlung!
Schwanger werden, schwanger bleiben: Ein bisschen Mut
Zum Schluss möchte ich Euch noch ein wenig Mut machen, falls Ihr Euch von all diesen Informationen und dem, was „gefordert“ wird, um erfolgreich schwanger zu werden und zu bleiben, erschlagen fühlt: Mein Mann und ich haben nichts von alldem befolgt, ich bin beide Male direkt im 1. Kinderwunsch-Zyklus schwanger geworden und wir haben zwei kerngesunde Kinder, die pünktlich zur Welt kamen. Mehr dazu steht in meinem Ratgeber Hallo, Baby.
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Madeline
Hallo Maggie, sehr interessanter Artikel! Beschäftige mich auch mit dem Thema, weil wir gegen Ende des Jahres anfangen wollen es zu probieren. Eine Freundin, die gerade schwanger ist, erzählte mir, dass man am besten schon Monate bevor man schwanger werden will anfangen soll Folsäure einzunehmen (sie hatte zuvor eine Fehlgeburt und Probleme wieder schwanger zu werden und setzte sich intensiver mit der Thematik auseinander). Was ist deine Einschätzung dazu? Ist es zu früh, wenn ich jetzt schon ein halbes Jahr vorher beginne Folsäure einzunehmen? Und ich habe gelesen, dass man einen Wert von über 800mg Folsäure am Tag nicht überschreiten soll. Manche Folsäure Präparate betragen jedoch 1000mg. Ist das dann schädlich? Versuche mich gerade erst intensiver mit dem Thema auseinander zu setzen, vielleicht hast du ein paar Tipps für mich. Liebe Grüße!
maggie_m
Liebe Madeline,
danke für Deinen Kommentar. Freut mich, dass Dir der Artikel gefällt.
Ja, nach meinem jetzigen Wissensstand würde ich Folsäure bereits einige Monate vor Kinderwunsch einnehmen. Ich glaube, ein „zu früh“ gibt es nicht, da wir in der Regel unterversorgt sind mit Folsäure.
Aber sprich hierzu bitte am besten mit Deinem Arzt/Deiner Ärztin. Auch, was die richtige Dosierung betrifft. Diese habe ich bewusst nicht in den Artikel aufgenommen, da es 1. nach meiner Recherche unterschiedliche Angaben dazu gibt und 2. ich eben keine Medizinerin bin.
Ich drücke Dir und Euch beide Daumen, dass sich Euer Wunsch bald erfüllt.
Alles Liebe
Maggie
wilma
Danke für eure Artikel! Ich habe eine Frage: ist es möglich eine hoch aufgebaute Gebärmutterschleimhaut zu haben ohne einen Eisprung bzw heranreifende Follikel? Beeinflussen FSH&Östrogen sich dort nicht gegenseitig bzw gehört nicht beides zusammen? Danke!!
maggie_m
Liebe Wilma,
Danke für Deinen Kommentar.
Soweit ich weiß kann sich die Schleimhaut aufbauen ohne dass ein Ei springt, ja. Da ich aber keine Medizinerin bin würde ich Dich bitten mit dieser Frage an Deinen Arzt/Deine Ärztin heranzutreten.
Alles Liebe
Maggie
Jane
Hallo, du gibst ziemlich viele Zahlen und Fakten an, mir fehlen dazu jedoch die Verweise. Das ist für mich ein bisschen Trump-Stile. Verweise, bei denen man das Nachlesen kann, was du behauptest wären mir wichtig. Ohne die hat für mich dieser Artikel wenig Mehrwert. Schade!
Elisa Offhauß
Auch wenn Maggie es nicht nochmal deutlich dazu geschrieben habe, war das Buch, was sie anteilig in diesem Artikel rezensiert ihre Grundlage. Schau doch gern da mal rein. Grüße aus dem Trump-Tower. 😉