Schichtdienst natürlich verhüten

Wie Du trotz Schichtarbeit natürlich verhüten kannst

Es scheinen doch mehr Frauen im Schichtdienst zu arbeiten als ich dachte. Zumindest bekomme ich viele Anfragen, wie sich natürliche Verhütung mit dieser Form des Arbeitens vereinbaren lässt – und ob überhaupt. Gar nicht so einfach, fundierte Informationen zu diesem Thema und eine eindeutige Antwort zu finden. Hier dennoch der Versuch.

 

 

Zunächst die guten Nachrichten: Es ist grundsätzlich möglich, trotz Schichtarbeit erfolgreich und zuverlässig natürlich zu verhüten. Die schlechten: Wie leider so oft bei natürlicher Verhütung so kann auch das Thema Schichtdienst nicht verallgemeinert werden. Denn es kommt auf jeden einzelnen, individuell reagierenden Körper an. Zudem ist Schichtarbeit ja nicht gleich Schichtarbeit. Einige von Euch arbeiten regelmäßig nachts, andere vielleicht nur ein mal pro Woche, und bei wiederum einigen kommt das noch seltener vor.

 

Was sind die größten Faktoren, die bei Schichtarbeit in Verbindung mit natürlicher Verhütung eine Rolle spielen?

 

Im Prinzip sind dies zwei:

 

  • zu kurze Schlafphase oder komplett schlaflose Nacht
  • verschobener Messzeitpunkt am nächsten Morgen bzw. Tag

 

Es geht also in erster Linie um Schichtdienst, der über Nacht angetreten werden muss. Nun wird Euch vermutlich folgender Fakt überraschen: Die offizielle Methoden-Regel aus dem Buch Natürlich & sicher lautet: VOR der Messung muss der Körper mindestens eine Stunde geruht haben. Ruhen bedeutet noch nicht mal schlafen. Wichtig ist also grundsätzlich nur, dass Ihr mindestens 1 Stunde vor der Messung nicht aufgestanden seid.

Das ist jedoch nur die Theorie. Denn bei vielen Frauen hat die Schlafdauer sehr wohl einen Einfluss auf ihre Basaltemperatur, inklusive mir. Wenn ich unruhig oder zu wenig geschlafen habe, dann klettert meine Temperatur in die Höhe und ich muss sie als Störfaktor betrachten.

 

Auch eine spätere Messung als gewöhnlich kann zu einer höheren Basaltemperatur führen. Hier sind Frauen ganz unterschiedlich – einigen macht ein Unterschied von vier Stunden nichts aus, anderen vielleicht schon eine Stunde. Ich empfehle daher vor allem Anfängerinnen ein Messzeitfenster von maximal +/- 1 Stunde einzuhalten, das man dann nach und nach ggf. ausdehnen kann, sofern die Temperatur nicht gestört ist.

 

Was also können Frauen in Schichtarbeit tun, die natürlich verhüten wollen?

 

Ganz einfach: es ausprobieren. Das klingt jetzt vielleicht leichtsinnig – aber im Prinzip ist das Schlimmste, was passieren kann, eine nicht auswertbare Temperaturkurve zu erhalten. Solange Ihr nicht wisst, wie sich Eure Temperatur in Verbindung mit Eurem Schichtdienst verhält, solltet Ihr außerdem im gesamten Zyklus durchgehend mithilfe einer Barrieremethode verhüten. Wenn Ihr schon länger natürlich verhütet, werdet Ihr ohnehin nur noch an den potenziell fruchtbaren Tagen Eure Temperatur messen – vielleicht habt Ihr Glück und Euer Nachtdienst fällt nicht auf diesen Zeitraum.

 

Als doppelte Kontrolle dient Euch zudem immer Euer Zervixschleim. Verlasst Euch aber bitte nicht nur auf diese Auswertung, sie dient lediglich als Unterstützung zur Temperaturauswertung.

 

Frauen, die im Schichtdienst arbeiten, sollten verschiedenes ausprobieren: Vielleicht erhalten sie eine verwertbare Temperatur, wenn sie vor der Messung tatsächlich nur eine Stunde geruht haben. Oder vielleicht erzielen sie diese durch einen längeren Mittagsschlaf. Eventuell sind aber überhaupt keine Temperaturwerte, egal wie und wann gemessen wird, zu gebrauchen. Dann wird die Temperatur als Störfaktor betrachtet und ausgeklammert. Auch so lässt sich eine Kurve auswerten – mitunter dauert es nur ein wenig länger, bis die unfruchtbare Phase beginnt.

 

 

Welche Tools sollten Frauen, die Schichtarbeit leisten und natürlich verhüten wollen, verwenden?

 

Ich würde Euch empfehlen, zunächst und wenn Ihr noch überhaupt nicht wisst, wie sich Eure Temperatur bei Eurem Schichtdienst verhält, entweder eine Verhütungs-App plus ein geeignetes Thermometer zu verwenden, oder Letzteres in Verbindung mit einem einfachen Kurvenblatt. So könnt Ihr genau mitverfolgen, wie sich Eure Werte entwickeln und ob die Temperaturkurve auswertbar ist.

 

Als zweite Möglichkeit bleibt Euch ein Verhütungscomputer. Hier würde ich Euch in erster Linie die daysy empfehlen, denn sie ist offiziell auch für Frauen im Schichtdienst geeignet:

Daysy wurde speziell für Frauen wie dich entwickelt. Messe einfach deine Temperatur, sobald du aufwachst.

Zudem hat daysy kein Messzeifenster, das eingehalten werden muss. Empfohlen wird jedoch eine Schlafdauer von mindestens vier Stunden vor der Messung.

Jede Frau erreicht ihre Basaltemperatur an unterschiedlichen Zeiten. Falls du keine 4 Stunden kontinuierlichen Schlaf hattest, dich aber dennoch ausgeruht fühlst, dann ist es völlig OK zu messen.

Nachteil bei der daysy ist, dass Ihr Eure Temperaturkurve nicht so gut nachvollziehen könnt wie bei der manuellen Aufzeichnung. Die App daysyView lässt zwar die Ansicht Eurer Kurve zu, ist aber noch ausbaufähig, wie Du auch in meinem ausführlichen daysy-Testbericht lesen kannst.

 

Der cyclotest myWay hingegen bietet eine sehr übersichtliche Temperaturkurve. Auf der Herstellerwebsite wird er jedoch nicht für Frauen im Schichtdienst empfohlen:

Regelmäßige Schlafenszeiten sind wichtig. Ist diese Bedingung nicht erfüllt, weil Du beispielsweise Schichtarbeit leistest, dann können die Ergebnisse der Temperaturmessung verfälscht werden.

Ich selbst habe mit dem Hersteller darüber gesprochen und er sagte mir, dass der Computer doch verwendet werden kann, solange das vierstündige Messzeitfenster eingehalten wird. Cyclotest empfiehlt zudem eine Schlafdauer von mindestens 5 Stunden vor der Messung:

Bei zu kurzem Schlaf kann das Messergebnis verfälscht werden.

 

Fazit zum Thema Schichtarbeit und natürliche Verhütung

 

Ich wünschte, ich könnt Euch einen eindeutigen Rat und Leitfaden an die Hand geben, wie Ihr die Sache handhaben könnt. Doch da ich selbst keine Erfahrung mit der symptothermalen Methode und Schichtarbeit habe, ist das nicht möglich. Ich kann mich nur auf das stützen, was ich lese: Natürliche Verhütung ist trotz Schichtdienst möglich, jedoch ganz individuell zu handhaben.

 

Schreib Deine Meinung gern unten in die Kommentare! Oder lies weiter:

 

 

4 Comments
  • Mirjam
    Antworten

    Hallo Maggie,
    erst einmal herzlichen Dank für deinen tollen und so leicht verständlichen Blog. Ich hatte bis letzte Woche noch eine Spirale und merke im Nachgang, dass ich die wie die Pille wohl auch nicht so gut vertragen habe. Mein Ausfluss hat sich seither deutlich verbessert 🙂 Und nachdem ich viel mit vaginalen Mykosen und bakteriellen Infekten kämpfe und aber so langsam aus dem Strudel heraus komme, will ich mich nun mal an die symptothermale Methode heran wagen zur Verhütung.

    Ich habe nun aber nich eine speziellere Frage: Kennst du denn das Buch „Wenn gesundes Essen dick macht- Abnehmen trotz Nahrungsmittel-Unverträglichkeit“ von Lyn-Genet Recitas? Sie ermittelt mit ihrer Methode kurz gefasst Unverträglichkeiten anhand von Basaltemperaturmessungen und Gewichtsmessung, um eine Entzündungsreaktion und darauffolgende Wassereinlagerungen im Gewebe zu messen und so unverträgliche Lebensmittel zu entlarven. Dabei steigt die Basaltemperatur und auch das Gewicht immer dann an, wenn man etwas gegessen hat, worauf man reagiert. Und das kann einem natürlich auch eine unruhige Nacht bescheren und die Temperatur erhöhen. Deine Meinung und vielleicht sogar auch schon Erfahrungen dazu würden mich sehr interessieren, da ich sehr viele Unverträglichkeiten habe und aber auch sicher messen möchte. Ich muss nur zugeben, dass ich meine Unverträglichkeiten bisher nicht nach ihrer Methode ermittelt habe, sondern mit einem Lebensmitteltest. Daher bin ich nun mal auf meine ersten Kurven gespannt und versuche mal, mein Essen dabei etwas im Blick zu haben. Hast du denn Erfahrung damit?
    Viele liebe Grüße,
    Mirjam

    4. August 2016 at 0:53
    • maggie_m
      Antworten

      Liebe Mirjam,

      freut mich total, dass mein Blog Dir so gut gefällt!

      Und auch, dass Du es nun mit natürlicher Verhütung versuchen möchtest. Zu Deinen Fragen: Nein, das Buch kenne ich nicht, es klingt aber total spannend und ich werde es mir mal ansehen.

      Was die Autorin beschreibt ist tatsächlich ein möglicher Störfaktor, also ein äußerer Einfluss, der die Basaltemperatur erhöhen kann, nämlich schweres und/oder spätes Essen. Das kommt jedoch eher selten vor und ich selbst habe diesen Störfaktor bei mir noch nie beobachten können.

      Ohnehin ist er recht schwierig zu differenzieren: Was für den einen spät ist, ist für den anderen vielleicht seine gewöhnliche Abendbrotzeit. Ich würde Dir daher raten eher die Nacht als Anhaltspunkt zu nehmen, sprich: Wenn Du schlecht, unruhig oder zu wenig geschlafen hast, dann ganz aufmerksam die Temperatur am nächsten Morgen beobachten, ob sie nach oben hin gestört ist oder nicht.

      Ich hoffe, ich konnte Dir ein wenig weiterhelfen und wünsche Dir viel Spaß und Erfolg mit natürlicher Verhütung!

      Alles Liebe
      Maggie

      4. August 2016 at 8:37
  • Jana
    Antworten

    Hallo Maggi, ich bin auf der Suche nach einer Hormonfreien Verhütung (noch nehme ich die Pille, möchte aber nach dem letzten Blistapäckchen diese absetzen) und dadurch auf deinen Blog gestoßen. 🙂
    Ich habe mich schon mit einigen Zykluscomputern auseinandergesetzt und mich eigentlich für die Daysy entschieden, da ich im 3 Schicht Rhythmus arbeite. Früh-Nacht-Spät. Jetzt bin ich aber duch deinen Blog auf Ovy gestoßen, kann aber nicht klar herausfinden ob dieser Zykluscomputer auch für mich geeignet wäre, also ob ovy ein Messzeitfenster hat.? . Ich würde mich über deine Hilfe freuen. Liebe Grüße Jana 🙂

    31. August 2021 at 14:22

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