Hebammensprechstunde

Die Hebammensprechstunde – So hat mir das Buch gefallen

Von dem Buch Die Hebammensprechstunde habe ich schon viel gehört und gelesen. Daher habe ich mich direkt darauf gestürzt, als das Rezensionsexemplar der erweiterten und aktualisierten Version bei mir eintraf. Der über 600 Seiten starke Wälzer jetzt also im Testbericht:

 

 

Ratgeber? Nein, danke

 
Vielleicht wisst Ihr, dass ich kein Fan von Ratgeber-Büchern bin. Aus diesem Grund habe ich in dieser, meiner 2. Schwangerschaft, bisher auch keinen einzigen gelesen. Die 2. Schwangerschaft läuft viel mehr nebenbei, sie ist nicht mehr so aufregend und faszinierend wie die erste. Dafür ist Frau jetzt um einiges entspannter.

Hebammensprechstunde

Ingeborg Stadelmann © Stadelmann Verlag

 

Die Hebammensprechstunde empfinde ich nicht als klassischen Ratgeber. Stattdessen bestärkt das Buch, „guter Hoffnung“ zu sein und stellt nicht das Risiko einer Schwangerschaft in den Vordergrund, wie es manch ein Ratgeber tut. Eine Hebamme geht immer von einer normalen Schwangerschaft aus, und so tut es auch die Autorin und freiberufliche Hebamme Ingeborg Stadelmann, Gründerin des gleichnamigen Verlages mit Schwerpunkt Naturheilkunde und Frauengesundheit und ich würde fast schon behaupten Koryphäe auf ihrem Fachgebiet.
 

Jede Frau ist fähig zu gebären!

 
Sie betont mehrfach, dass wir dem „genialen System Körper“ einfach nur vertrauen müssen und jede Frau fähig ist zu gebären. Ich bin in heftiges Kopfnicken verfallen beim Lesen dieser Zeilen: Genau das ist es, was ich selbst über Schwangerschaft und Geburt denke und warum ich mich auch beim zweiten Kind für eine Geburt im Geburtshaus in Begleitung meiner vertrauten Hebamme entschieden habe. Selbstverständlich enthält das Buch ebenfalls für klinische Geburten wertvolle Hinweise und zeigt auf, wie dort eine selbstbestimmte, möglichst interventionsarme Geburt gelingen kann.
 

 
Die Hebammensprechstunde ist in drei Teile unterteilt: Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett. Das Besondere ist dabei nicht nur der einfühlsame Schreibstil der Autorin Ingeborg Stadelmann und ihre hohe Kompetenz sowie jahrelange Erfahrung auf diesen drei Gebieten, sondern vor allem ihre Empfehlungen um Abhilfe von diversen Schwangerschaftswehwechen sowie später bei unkomplizierten Kinderkrankheiten zu schaffen.
 
Diese Empfehlungen stammen aus der Aromatherapie, Homöopathie, Pflanzenheilkunde, Bachblütentherapie und Ernährungswissenschaft. Nicht umsonst gibt es die bekannten Stadelmann-Aromamischungen in der Bahnhofs-Apotheke in Kempten zu kaufen, die wir selbst sogar schon online bestellt haben, noch lange bevor ich das Buch kannte und gelesen habe. Meine Aufmerksamkeit galt übrigens insbesondere, was sie gegen Eisenmangel empfiehlt, leide ich doch auch in dieser zweiten Schwangerschaft erneut darunter.
 

 

Unterschiedliche Ansichten zum Thema Ernährung und Überhitzung

 
Relativ strikt und mir fast ein wenig zu ratgebermäßig ist Stadelmann hingegen beim Thema Ernährung während der Schwangerschaft. Ich erlaube mir hier dieses Mal eigentlich alles – zumindest in Maßen und natürlich keinen Alkohol – sie empfiehlt hingegen unter anderem komplett auf Koffein zu verzichten.
 
Besonders gut gefallen hat mir die Struktur des Kapitels Wochenbett. Denn hier wird sowohl auf den Körper und emotionalen Zustand der Mutter Tag für Tag eingegangen als auch auf die Entwicklung und Bedürfnisse des Kindes. So detailliert habe ich das noch nie irgendwo gelesen und denke, dass vor allem Erstgebärende dadurch optimal darauf vorbereitet werden, was sie, ihr Baby und ihren Partner im Wochenbett erwartet (soweit man sich eben auf diese Ausnahmesituation vorbereiten kann).
 

 
Hier habe ich jedoch ein, zwei Dinge gelesen, die mich verwundert haben, zum Beispiel dass Neugeborene mit einer Wärmflasche ins Bett gelegt werden oder zuhause eine Kopfbedeckung tragen sollen. Beides habe ich aus Überhitzungsgefahr nicht gemacht und es so auch nicht von meiner eigenen Hebamme empfohlen bekommen. Im Gegenteil: Sie hat Rubi bei einem ihrer Hausbesuche wenige Tage nach der Geburt ein Oberteil mit kurzen Ärmeln angezogen. Hier scheiden sich also die Geister. Ohnehin muss man nicht immer auf die Experten hören und sollte stattdessen stets auf seinen eigenen Menschenverstand, Mutterinstinkt und sein Bauchgefühl vertrauen. Aus diesem Grund habe ich Rubi damals direkt nach dem Besuch der Hebamme ein Strickjäckchen übergezogen – trotz 26 Grad Außentemperatur hielt ich das für die angemessenere Kleidung für ein Neugeborens. Ich bin die Mama, ich habe die Verantwortung, ich entscheide. Diesen Ansatz vertritt auch Ingeborg Stadelmann und betont es mehrfach in ihrem Buch.
 

Auch enthalten: natürliche Verhütung nach der Geburt

 
Mit ebenso großem Interesse habe ich eines der letzten Kapitel im Buch gelesen: das über Verhütung nach der Geburt. Hier sind die Informationen meiner Meinung nach ein wenig veraltet, zumindest wenn es um natürliche Verhütung geht. So wird beispielsweise das Lea Contraceptivum als Barrieremethode genannt, obwohl es dieses in dieser Form nicht mehr gibt (das FemCap ist stattdessen die Weiterentwicklung des Leas).

Es gibt noch den Verhütungscomputer Lady-Comp, aber der ist recht teuer

heißt es weiterhin. Stimmt natürlich beides. Jedoch werden weder die daysy oder der myWay erwähnt, was ich schade finde. Beides sind gute, günstigere Alternativen zum Lady Comp. Mir selbst hat die daysy außerdem sehr bei natürlicher Verhütung nach der Geburt meiner Tochter geholfen, siehe hier.
 

 
Stadelmann verweist jedoch auf das Buch Verhüten ohne Hormone von Dr. Dorothee Struck, das ich ebenfalls wärmstens empfehlen kann.
 
Was ich besonders schön fand, war wie das Buch endet. Denn es wird hervorgehoben, wie wunderschön die Zeit des Mutterwerdens ist – trotz aller Strapazen und schlaflosen Nächte. Genau das kann ich ebenfalls bestätigen und so hinterlässt Die Hebammensprechstunde ein wohlig warmes Gefühl in mir.
 

Fazit zu Die Hebammensprechstunde

 

Hebammensprechstunde

© Stadelmann Verlag

Die Hebammensprechstunde ist ein sehr lesenwertes Buch für alle Schwangeren. Je nachdem ob Erst- oder schon Mehrfachgebärende wird diese entweder (fast) alles von A bis Z lesen oder punktuell nach dem suchen, wozu sie eine aktuelle Frage hat. Mir selbst haben (neben Eisenmangel) vor allem die Informationen zum Thema Nachwehen sehr geholfen, denn diese werde ich nach der zweiten Geburt wohl zum ersten Mal erleben (Erstgebärende haben meistens keine).
 
Ingeborg Stadelmann macht Frauen ganz viel Mut auf sich und ihr Baby zu vertrauen. Ihre Ansichten über eine sanfte Geburtshilfe teile ich zu 100 Prozent und kann das Buch jeder Schwangeren sehr ans Herz legen.
 

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